Glossar

Silver, Horace

Im portugiesischsprachigen Teil der Welt ist ja nun "Silva" einer der denkbar banalsten Familiennamen, vergleichbar dem "Smith" oder "Meier" anderer Weltgegenden. Horace Silvers Vater stammte aus einer solchen Nachbarschaft – den kapverdischen Inseln. Das Repertoire traditioneller Lieder, die wir heutigen Europäer vor allem durch die Sängerin Cesaria Evoria kennen gelernt haben, wurde eine Inspiration für das umfangreiche kompositorische Oeuvre des Sohnemanns, der sich mit seinem Song For My Father bei Daddy bedankte und hastunichtgesehen einen richtiggehenden Charterfolg lancierte. Zu den anderen Quellen gehören traditioneller Jazz und R&B (wie man im weltberühmten Song The Preacher gut hören kann) und Bebop reinsten Wassers (wovon andere Nummern wie Split Kick oder Mayreh beredtes Zeugnis ablegen). Immerhin bemerkenswert ist, dass Horace ursprünglich eine Karriere als Altsaxophonist im Stil Charlie Parkers anvisierte, dann aber unter dem Einfluss Bud Powells zum Klavier wechselte. Schnell erkannte der Youngster, dass er seinem Vorbild als Virtuose wohl nie das Wasser würde reichen können, und fand prompt zu seinen eigentlichen Stärken zurück: Einem mitreißenden Groove, einem ausgesprochenen Kompositionstalent und dem Nervenkostüm, das einen erstklassigen Bandleader auszeichnet. Alles in allem also hat sich der Mann den Titel eines "Großpapa des Hard Bop", der ihm in seinen späteren Jahren angetragen wurde, wohl mehr als verdient. Bis heute peinliche Berühmtheit genießt dagegen die Episode, in der ein renommierter, aber hier besser nicht zu nennender Jazzclub ein Hommage-Konzert mit der Musik von Horst Silber (!) in seinem Programmheft ankündigte.