Glossar

Mediantik

Jazzmusiker reagieren reflexartig, wenn das Wort M. fällt, und denken prompt an eine bestimmte Phase im Schaffen von John Coltrane, der in den frühen 60ern eine Reihe von Kompositionen schrieb (die gefürchteste ist Giant Steps), die die harmonischen Möglichkeiten eben dieser M. ausloten. Gemeint ist folgendes: der größte Teil der üblichen Kadenzen lässt sich als Bewegung entlang des Quintenzirkels interpretieren. Stehen zwei Akkorde tatsächlich einmal im „mediantischen“ Terzabstand, so ist einer von beiden meist ein paralleler Mollakkord oder ein verminderter Klang. Erst, wenn diese Art von klanglicher Verwandtschaft nicht mehr gegeben ist, spricht man tatsächlich von M. Doch hat Coltrane diese harmonische Vorgehensweise nicht erfunden: sie kommt bereits in der Romantik oft vor und wurde schon im frühen Jazz, vom Blues her motiviert, angewendet. Auch in vielen älteren Standards finden sich mediantische Passagen (z.B. Have You Met Miss Jones, When Lights Are Low), und der Pianist Tadd Dameron, mit dem Coltrane zusammengespielt hatte, kann in seinen Kompositionen sogar als unmittelbarer Vorläufer des Tenoristen gesehen werden.