Glossar

Jazz Funeral

Man stellt sich das am besten vor wie den berühmten Anfang des Films The Cincinnati Kid. New Orleans zur Zeit der Großen Depression. Ein Jazzmusiker wird zu Grabe getragen. Seinen letzten Weg begleitet eine Marching Band mit schleppenden Hymnen. Just A Closer Walk With Thee. Melancholisch, aber nicht hoffnungslos traurig, beruhigen und trösten die Gesänge die Trauergäste. I'll Fly Away. Sie hören diese Gebete, die die gute Seite des Toten besingen – schließlich geht es darum, dass seine (vermutlich sündige) Seele Einlass in den Himmel finde. Ein grober Fauxpas wäre es übrigens, in diesem zugegebenermaßen tieftraurigen Rahmen einen Blues anzustimmen, denn der Blues ist des Teufels Musik! Stattdessen frommen Hymnen wie John The Revelator. Der Tote wird beerdigt, die sterblichen Reste verschwinden in der Krypta. Is There Anybody Here That Loves My Jesus. Ein letzter Blick. Wir vergessen dich nicht. Der Rückweg fühlt sich unbekümmerter an: Die Seele ist befreit. When The Saints Go Marching In. Schwungvoller Jazz führt ins Leben zurück. Down By The Riverside. Die Musiker feiern die weltliche Seite des Toten, sein schlechtes Leben. Didn't He Ramble?. Heute werden J.F.s in unaufhaltsamer Serie für die Touristen in New Orleans inszeniert. Immer wieder spielen die Jazzmusiker die gleichen alten Tunes. Stirbt dann einer von ihnen, hat wahrscheinlich keiner der Kollegen mehr Lust, ein traditionelles J.F. zu veranstalten. Und auch der Tote würde sich wohl im Grabe herumdrehen... Amen!