Glossar

Zawinul, Joe

Dass Wien schon in den ersten Nachkriegsjahren eine blühende Jazz-Szene entfaltete, haben wir Piefkes mit der uns eigenen Borniertheit ignoriert. Während man hierzulande schöngeistig auf Lee Konitz’ Pfaden wandelte, groovte sich der Pianist J.Z. in den lässigen Geisteszustand hinein, den man benötigt, um in explizit schwarzen Kapellen wie etwa denen von Dinah Washington oder Cannonball Adderley eine coole Figur zu machen. Als wäre das nichts, machte J.Z. noch mal eben eine Weile bei ein paar wichtigen Scheiben von Miles Davis mit, um letztlich zusammen mit Wayne Shorter „Weather Report“ zu initiieren, nach allgemeinem Dafürhalten das Fusion-Äquivalent zu Art Blakey’s Jazz Messengers als kreatives Experimentierfeld und karrierebildende Talentschmiede. In seinen letzten Lebensjahren machte Zawinul noch einmal ganz anders auf sich aufmerksam - nämlich als Mitinitiator des Wiener Jazzclubs "Birdland", das wiederum nach einer seiner berühmtesten Kompositionen benamst wurde, die ihrerseits einem New Yorker Jazzclub gewidmet ist, der seinen Namen zu Ehren Charlie Parkers trägt... uff - wie man sieht, der Jazz hat mittlerweile ein gehöriges Packerl Tradition mit sich herumzuschleppen. Und Zawinul war sicher einer der heavy weight champions unter den aus Europa stammenden Musikern...