Glossar

Tribute

Ursprünglich war der Tribut ja einmal was eher Unangenehmes: da saß der Großkönig in, sagen wir mal, Persepolis, und ließ sich einmal jährlich Gold, Gewürze und Geschmeide aus den geknechteten Provinzen berappen. In der Jazzszene wurde das Tributleisten mit dem Boom historisierender Spielweisen seit Ende der 1980er Jahre dagegen zur großen Mode: kein Jazzclub und kein Bandleader, der auf sich hielt, wollte darauf verzichten. "Tribute to XY" hieß es plötzlich allenthalben, "Hommage to Whatshisname"- und "John Doe Memorials" ohne Ende, und natürlich konnte ein Konzert, bei dem man früher einfach bloß Standards spielte, jetzt auch "The Joe Public Songbook" renommeeheischend angekündigt werde. Es traf sich dabei natürlich günstig, dass viele der kreativen Vordenker des Jazz in diesen Jahren gerade runde Geburts- oder (besser!) Todestage anzubieten hatten, und manch ein szeneberühmter Nekrophiler hatte auch keine Probleme damit, die musikalische Leichenfledderei noch weiter zu treiben. Denn in den 90ern verstarben ja die verbliebenen Altvorderen des Jazz geradezu im Wochentakt, und den vom teuren Verblichenen nun leiderleider nicht mehr wahrnehmbaren Gig musste ja (mit entsprechend betroffener Miene, selbstredend) irgendjemand spielen. Ob der Rezeption der so "gewürdigten" Musiker mit diesem Trend mehr als ein Bärendienst geleistet wurde, sei dahingestellt. Schön nur, dass Musiker und Hörer wieder bereit sind, ohne derartigen Etikettenschwindel auszukommen, so dass Originales, manchmal sogar Originelles seine jazzgemäße Chance bekommt.