Mingus, Charles

Selbst im an schrillen Charakteren nicht eben armen Jazzmilieu ragt die flamboyante Persönlichkeit des Bassisten hervor: keiner, ob Musiker oder Konzertbesucher, war vor seinen cholerischen Anwandlungen sicher. Nichtsdestoweniger lassen seine Ensembles und Kompositionen an musikalischer Intelligenz, Komplexität und obendrein Feeling nichts zu wünschen übrig. Zu einer Zeit, als dies noch lang nicht die große Mode war, strebte er den Klang des "ganzen" Jazz an, verarbeitete alles von "Jelly Roll" Morton bis zur Fusion (ein Wort, das er mit dem Titel einer seiner letzten Platten salonfähig machte) – alles immer gewürzt mit einer kräftigen Dosis Free Jazz, den er wiederum mitbegründet hat, ohne sich auf diesen Stil festlegen lassen zu wollen. Leider hatte M. aufgrund der angedeuteten menschlichen Problematik nur selten die Möglichkeit, mit ihm gleichrangigen Musikern zusammenzuarbeiten- das macht seine Aufnahmen z.B. mit Eric Dolphy zu Meilensteinen des Jazz.