Glossar

Latin (Latin Jazz)

Man kann den Jazz oder überhaupt die nordamerikanische Musik als einen „Dialekt“ innerhalb einer umfassenderen, gewissermaßen afro-euro-amerikanischen Musiksprache interpretieren, wobei die beiden anderen wichtigen Idiome dann „kubanisch“ und „brasilianisch“ wären. Durch die Nähe und enge Verbindung (zumindest vor Castros Revolution) der US-Südstaaten zu Kuba haben sich schon der New Orleans-Jazz und der ganz frühe Son Cubano stark gegenseitig beeinflusst, eine Entwicklung, die bis heute ungebrochen weitergeht: auf Jazz-Seite z.B. deutlich hörbar in der Musik von Dizzy Gillespie, Art Blakey und der Konzeption des klassischen John Coltrane-Quartetts. Im Unterschied dazu begann ein reger Austausch mit Brasilien erst nach dem 2. Weltkrieg, und die Jazzer übernahmen von dort weniger allgemeine Ideen und Spielweisen, sondern gleich spezifisches Song-Repertoire – in großem Stil zuerst die Bossa Novas von A.C. „Tom“ Jobim. Dennoch ist das, was man heute „Latin Jazz“ nennt, im Grunde eher „Caribbean Jazz“, denn diese Stilistik wird vor allem getragen von Musikern aus Kuba, Puerto Rico und anderen Ländern des spanischsprachigen Zentralamerika.