Glossar

Kadenz

Ein berühmtes Zitat des Philosophen Wittgenstein lässt sich trefflich im musikalischen Sinne paraphrasieren: „Die Welt (der Harmonik) ist alles, was im Fall ist“. Denn von lat. cadere, fallen, stammt das Wort K. Das mit dem Fallen ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen: der Eindruck von Schlüssigkeit und Logik in den Harmonien von Standards ergibt sich aus im Wesentlichen abwärts gerichteten Tonbewegungen. Die Akkordfolge, die geradezu als Markenzeichen des Jazz gelten kann, ist die K. II-V-I. Wer auf dem Klavier ein paar dieser K.en entlang des Quintenzirkels spielt, merkt schnell, dass er ohne einen Lagenwechsel bald keinen Platz am linken Rand des Instruments mehr hat. Wie ungewohnt Akkordfolgen sind, die quasi „bergauf“ gehen, also der gewohnten K.-Richtung entgegen, zeigt exemplarisch der Mittelteil von Kenny Barrons Komposition Voyage.