Glossar

Foley

Seinen Spitznamen verdankt Joseph McCreary seiner großen Schwester: Ihr kennt doch diese Gehhilfen, mit denen kleine Kinder ihre ersten Schritte lernen sollen? Nun, Schwesterchen konnte den dafür gebräuchlichen Begriff "four legs" nicht so richtig aussprechen. Dass der kleine Joe, a.k.a. Foley, mit diesem Pseudonym weltberühmt werden sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich keiner. Knapp zweieinhalb Jahrzehnte später sah das etwas anders aus: Als Miles Davis im Jahr 1987 wieder einmal eine neue Band zusammenstellte, wurde er auf den ungewöhnlichen Sound Foleys aufmerksam. Und das kam so: Auf dem eigenen Homerecording-Gerät spielte er mit seinem "Piccolo-Bass" (eine Art Hybridinstrument, so ungefähr ein E-Bass in Gitarrenlage, den zuerst Stanley Clarke populär gemacht hat) einen Track für Miles ein, "The Senate". Das Tape sandte er an Marcus Miller, zum damaligen Zeitpunkt unter anderem auch Co-Produzent des Trompeters, als der gerade mit den Vorbereitungen zu dem späteren Davis-Album "Amandla" beschäftigt war. Miles, der ja bekanntlich sehr gerne telefonierte, rief, was nicht weiter überrascht, auch plötzlich einmal bei Marcus an, als der soeben das Tape von "Senate" laufen ließ. Von da ab bis zum Tod des Trompeters 1991 spielte Foley in des Meisters Band – aber was denn nun eigentlich? Er selbst besteht auf der Bezeichnung lead bass, auch wenn es z.B. auf der Besetzungsliste von "Amandla" ganz schlicht guitar heißt. Sicher ist, dass Foley die Technik- und Effektfreudigkeit besitzt, die wir meist mit Gitarristen verbinden: Er experimentiert munter mit Verstärkern, Vibratohebel (whammy bar) und tausenderlei "Tretminen". Und durch seinen starken Hang zum Funk klang er obendrein deutlich anders als die ihm vorangegangenen Miles-Gitarristen, z.B. Mike Stern. Denn vom Funk kam Foley ursprünglich, und zu ihm ist er nach Miles’ Tod auch erfolgreich wieder zurückgekehrt. Das Jahr 1993 sah die Veröffentlichung eines Albums mit dem denkwürdigen Titel 7 Years Ago – Directions in Smart-Alec Music, auf dem dem verstorbenen Jazz-Heroen ebenso Tribut gezollt wird wie dem Vater des P-Funk, George Clinton.