Glossar

Coleman, Steve

Mitte der 80er schien es, als sei die Musik von S.C. richtungweisend für alles, was da kommen sollte. Zwar war es ein wenig amüsant, wie sich der Altsaxophonist im Spagat zwischen den Rollen des bürgerlichen Intellektuellen und des toughen home boy manchmal etwas verrenkte, nichtsdestoweniger klang sein Crossover aus HipHop-Beats, die oft im verfremdenden odd meter-Gewand daherkamen, mit einem abstrakten neuen Bebop, bei weitem frischer als der gleichzeitig aufkommende Neoklassizismus. Wenn dieser Eindruck im Laufe der Jahre auch etwas relativiert werden musste, bleibt doch das Resümee, dass S.C.s rhythmische Neuerungen von nachhaltigerer Wirkung waren als die Arbeit der meisten Musiker, die mit ungeraden Metren experimentiert haben. S.C.s Projekte der letzten Jahre, die den afroamerikanischen Fokus der frühen Jahren noch weiter weltanschaulich und spirituell befrachten, sind für durchschnittliche europäische Hörer vielfach nicht leicht nachvollziehbar.