Glossar

Chicagoans

Eigentlich bezeichnet C. im allgemeinen die Einwohner Chicagos. In der Jazzgeschichte aber sind damit bestimmte Einwohner gemeint, nämlich weiße Jungs aus bürgerlichen Mittelklassefamilien (musterhaft vorgelebt durch den Kornettisten Bix Beiderbecke), die in den 20er Jahren gierig nach Jazz durch die Straßen der Stadt zogen und ihn in den 'Negerlokalen' fanden. Auf der Basis ihrer klassischen Musikausbildung ahmten sie deren Spielweise mit gehöriger Begeisterung nach, schafften es rhythmisch nicht ganz, was wiederum zu einer eigenen Stilbildung führte. Für die einen sind sie Rebellen, eine erste musikalisch-politische Protestbewegung gegen bürgerliche Enge, für andere die College-Jüngelchen, die aufgrund ihrer weißen Hautfarbe dann die Plattenerfolge einheimsten, die die schwarzen Musiker verdient hätten, für dritte ein spannendes soziologisches Phänomen. Sicher ist jedenfalls, dass sie die Chicagoer Szene damals erheblich bereicherten und viel Spaß bei der Sache hatten (besonders lebhafte und wahrscheinlich auch fantasievolle Schilderungen der Jungs und ihres Treibens finden sich in den Schriften und Interviews des Gitarristen Eddie Condon).